PASSION TALK MIT BENJAMIN PARTH
(…)hier spielen Geschirr und Besteck eine ganz besondere Rolle: Umgelegt auf die Malerei sind sie Rahmen und Leinwand einer kulinarischen Kreation.
Weltoffen, frech und nicht alltäglich, garniert mit einer kräftigen Brise Fantasie: So lässt sich das Erfolgsrezept von Benjamin Parth beschreiben.
In seinem Gourmetrestaurant Stüva im Hotel YSCLA übersetzt er die Philosophie des Tiroler Wintersportmekkas Ischgl in ein modernes Gourmetkonzept. Das Restaurant genießt einen ausgezeichneten Ruf und hat sich in den vergangenen Jahren vom Geheimtipp zu einem der Top-Haubenrestaurants Österreichs entwickelt.
rochini: Hallo Benjamin! Vielen Dank für deine Zeit. Wie bist du zu deiner Passion, dem Kochen und Kreieren von Speisen, gekommen?
Benjamin: Das Zubereiten von Gerichten hat mir schon in der Kindheit große Freude bereitet und im elterlichen Betrieb hatte ich reichlich Gelegenheit dazu. Dann hatte ich bald die Ambition so gut zu werden wie meine Mutter. Spätestens als Jamie Oliver sich als Vorbild herauskristallisierte, wurde mir klar, wohin bei mir die Reise gehen soll.
rochini: Welches Gericht isst und welches kochst du am liebsten?
Benjamin: Generell tendiere ich eher zu Meeresfrüchten und zur franko-japanischen Küche. Nach einem Tag Arbeit mit Lineal und Pinzette darf es aber auch mal eine Currywurst mit meiner Küchencrew sein. Immer gilt jedoch: Beste Qualität ist Voraussetzung.
rochini: Normalerweise herrscht bei dir in deinem Gourmetrestaurant Stüva zu dieser Jahreszeit Hochsaison. Doch seit einem Jahr ist alles verändert. Wie gestaltest du aktuell deinen Alltag?
Benjamin: Ein Ergebnis meiner Lockdown-Aktivitäten „kann sich lesen lassen“: Das Buch „Angeberküche für Jedermann“ ist ein Produkt des ersten Lockdowns. Im Herbst haben wir dann eine Pop-up-Sushi-Bar für unser Haus kreiert, die ein besonders breites Portfolio aufzuweisen hat. Und natürlich widmete ich die vergangenen Monate meiner kleinen Familie: Unsere Tochter Clara hält meine Frau und mich auf Trab und es ist schön für mich, zusätzliche Zeit für sie zu haben.
rochini: Welche positiven Aspekte und welche Chancen kristallisieren sich für dich aus der aktuellen Corona-Problematik?
Benjamin: Aufgrund des aktuellen Stillstandes und der sich abzeichnenden Entwicklungen haben wir zurzeit die Chance auf Besinnung: Jetzt ist die Zeit neue Wege zu finden, um die Gastlichkeit und unser schönes Land wieder in den Fokus zu rücken. Krisen ermöglichen es, die Fehler der Vergangenheit besser erkennen zu können, um sie nachhaltig zu bewältigen. So sehe ich etwa eine erfolgversprechende Perspektive darin, in der Hotellerie im alpinen Raum den Faktor Qualität in der Gastfreundschaft auf ein neues Level zu heben. Herausragend soll nicht nur unsere Bergwelt, sondern auch unser Angebot sein.
rochini: Welche Aspekte des Kochens verbindest du mit Freude?
Benjamin: Kreatives Gestalten und die Möglichkeit des tagtäglichen Lernens sind hier meine primären Motivatoren. Besonders spannend macht diese Form der Kreativität die tagtägliche Abwechslung. Allem voran aber der Umstand, dass für jemanden kochen immer auch ein Stück weit „Freude schenken“ bedeutet.
rochini: Welche Kriterien sind für dich bei der Erstellung und Präsentation deiner Kreationen essenziell?
Benjamin: Generell gilt für mich: Immer nur beste Qualität bei den Zutaten! Mein Hauptaugenmerk beim Kochen bezieht sich auf den Geschmack. Ganz klar gilt aber immer auch der Grundsatz „Das Auge isst mit“, daher ist der nächste wichtige Schritt die Präsentation. Und hier spielen Geschirr und Besteck eine ganz besondere Rolle: Umgelegt auf die Malerei sind sie Rahmen und Leinwand einer kulinarischen Kreation.
rochini: Jüngster Haubenkoch Österreichs mit 19 Jahren, Vier Hauben (18,5 Punkte) im Gault&Millau 2021, vier Gabeln (97 Punkte) im Falstaff Restaurantguide 2020, Aufnahme bei „Les Grandes Tables du Monde“ 2020 – dies sind nur einige deiner Auszeichnungen. Was dürfen wir zukünftig von dir erwarten?
Benjamin: Ich habe noch viele Ziele vor Augen und werde mich bestimmt nicht auf bestehenden Auszeichnungen ausruhen. „Jeden Tag besser werden“ war von Anfang an mein Credo, das gilt auch heute noch uneingeschränkt.
rochini: Lieber Benjamin, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Herausragend soll nicht nur unsere Bergwelt, sondern auch unser Angebot sein.
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